31.01.2023
Ranga Yogeshwar: Über Wandel Corona-Krise, Krieg in Europa, hohe Energiepreise, stockende Lieferketten und dann noch ein immer deutlich werdender Klimawandel. Manche sehnen sich nach dem vertrauten „business as usual“, wollen zurück in die „gute alte Zeit“.
Beim Blick auf das anstehende Jahr 2023 erscheint mir ein Wechsel unserer bisherigen Perspektive wichtiger als ein Ausmalen lückenhafter Prognosen. Vor drei Jahren hätte wohl niemand erahnt, dass wir mit Masken und Lockdowns konfrontiert würden oder mit bedrohlichen Teuerungsraten und einer massiven Energieknappheit – vom Krieg ganz zu schweigen. Wenn wir eines in dieser Zeit gelernt haben, dann dass wir niemals vor Überraschungen gefeit sind. Der Wandel meint es ernst.
Bei meinen Vorträgen frage ich das Publikum oft nach einer Einschätzung: Wird der Veränderungsprozess sich fortsetzten oder wird es nach all diesen Turbulenzen endlich ein Zurück in ruhigere Gewässer geben? Das Ergebnis der Umfrage fällt stets ähnlich aus: Die überwältigende Mehrheit sieht den Wandel als festen Bestandteil. In anderen Worten, der Veränderungsprozess wird sich weiter fortsetzen.
Wer da immer noch eine Erwartungshaltung des „business as usual“ einnimmt wird zwangsläufig enttäuscht und frustriert. Wie jedoch sollen wir reagieren?
Wer mit einem neuen Blick auf die Entwicklungen schaut und Veränderungen als Normalität annimmt, versteht, dass sich die Welt nicht gegen uns stellt. Statt einer „Opferhaltung“, die in der Angst des Loslassens gelähmt wird, ist der Wandel selbst, im Offenwerden neuer Möglichkeiten, eine Einladung zum Mitgestalten.
Monika Schnitzer: Über Wirtschaft Auf das Jahr 2023 schaue ich verhalten zuversichtlich. Wenn nichts Unvorhergesehenes passiert, werden die Energiepreise im Jahr 2023 durchschnittlich niedriger sein als im vergangenen Jahr, die Wirtschaft wird sich weiter an die veränderten Umstände anpassen. Die Inflation wird noch auf hohem Niveau sein, da die höheren Energiekosten zu Anpassungen der Güterpreise führen werden. Ich gehe aber davon aus, dass die Inflation im Jahresverlauf weiter sinken wird. Auf mittlere Sicht erwarte ich, dass die Energiekrise zu einem Effizienz- und Innovationsschub führen wird. Kurzfristig ist in meinen Augen das größte Risiko, dass durch die Infektionswelle in China die dortige wirtschaftliche Entwicklung gebremst und damit auch die Lieferketten und Absatzmärkte beeinträchtigt werden. Auf mittlere Sicht wird sich die deutsche Wirtschaft von China unabhängiger machen müssen, nicht wegen der Pandemie, sondern wegen der geopolitischen Veränderungen und der Notwendigkeit zu einer größeren strategischen Souveränität.
Markus Rex: Über Klimapolitik Die Wissenschaft ist sich einig: Um unsere Klimaziele erreichen zu können, sind neben größtmöglichen Anstrengungen zur Vermeidung von Treibhausgasemissionen auch Technologien zur Abscheidung von CO2 aus Schornsteinen und der Atmosphäre notwendig. Interessante neue Verfahren zeigen, dass eine sichere Versteinerung des Klimakillers zu Kalkstein im Untergrund in bestimmten weit verbreiteten Gesteinsschichten möglich ist. Die Bundesregierung und insbesondere die mitregierenden Grünen standen solchen CCS (Carbon Capture and Storage) genannten Verfahren bislang massiv ablehnend gegenüber und entsprechende Bundes- und Landesgesetze verbieten diese. Jetzt scheint bei unserem Wirtschaftsminister aber ein Umdenken stattzufinden. Mögliche Gesetzesänderungen könnten zumindest den Export von CO2 zum Zweck der Einlagerung in anderen Ländern erlauben. In 2023 wird sich zeigen wie ernsthaft hier eine Veränderung angegangen wird. Werden wir in Deutschland zukünftig auch dieses Instrument zur Bekämpfung des Klimawandels einsetzen können, während wir gleichzeitig unsere Anstrengungen zur Emissionsvermeidung intensivieren? Dies wäre eine gute Nachricht, denn zur erfolgreichen Bewältigung der enormen Herausforderung durch den Klimawandel müssen wir ideologiefrei alle verfügbaren Möglichkeiten konsequent nutzen. Sonst wird es uns nicht gelingen, die Klimaerwärmung auf deutlich unter zwei Grad Celsius zu begrenzen.
Katrin Suder: Über Cybersecurity Ob Krankenhäuser oder Windkraftanlagen, ob Bürgerämter oder ganze Stadtverwaltungen und auch große Unternehmen wie Continental oder xy – Cyberangriffe machen vor niemandem Halt. Und alle werden erwischt. Inzwischen hat sich die Haltung bei vielen Unternehmen gedreht: Es ist nicht mehr die Frage, ob wir gehackt werden, sondern nur noch wann. Das verändert vieles in der Haltung und der Vorbereitung. Wie kann der Schaden minimiert werden, haben wir Notfallpläne nicht nur ausgearbeitet sondern vor allem geprobt?
Wie wird das Ganze weitergehen? Nun, Cyber ist ein „Ratrace“ – konstant sehen wir neue Angriffsvektoren bzw. Schwachstellen, derzeitiger Trend sind externe Zulieferer, insbesondere IT-Provider, die, wenn sie gehackt werden, den Hackern direkt Zugang zu einer Vielzahl von Unternehmen geben. Gleichzeitig gibt es zahlreiche Innovationen, wie Unternehmen sich schützen können. Dabei kommt – richtigerweise – immer mehr der Mensch ins Zentrum. Die absolute Mehrzahl der erfolgreichen Angriffe sind Phishing Angriffe, ein Mitarbeiter klickt auf genau den falschen Anhang oder hört eine falsche Voicemail ab… – und warum? Oft aus Gewohnheit, Dienstbeflissenheit oder einfach Neugier. „Hier Ihre neue Gehaltsabrechnung“ oder „Hier spricht Ihr CEO…“. Cyberkriminalität ist eine Industrie geworden. Doch damit nicht genug – auch ist Cyber ein geopolitisches Instrument und das nicht erst seit dem Ukraine-Krieg. Staaten nutzen Cyber zur Spionage, aber auch als schwer zu attribuierende, aber wirkmächtige Waffe. Und ich fürchte, hier stehen wir erst am Anfang.
Für mich ist es gewiss: Cyber is here to stay. Immer mehr, aber noch bei Weitem nicht alle Unternehmen, haben das inzwischen akzeptiert und handeln entsprechend. Sie wollen nicht die nächsten sein – wenn es auf dem Bildschirm oder dem Handy heißt „You have been hacked, Ihre Daten sind verschlüsselt …“
Gabor Steingart: Die Gewinner 2023 Die Gewinner des Jahres 2023 werden die Unternehmerinnen und Unternehmer sein, insbesondere diejenigen, die sich von politischen Kapriolen, weltpolitischen Verwerfungen und medialer Überzeichnung nicht irritieren lassen. Die Geschichte der Menschheit ist und bleibt eine Fortschrittsgeschichte. Bei allen kulturellen Differenzen: Das Streben nach Teilhabe, Wohlstand und freier Entfaltung der Persönlichkeit ist universell. Insofern gehört die Zuversicht in den Kern eines jeden Geschäftsmodells. In Wahrheit exportieren wir genau diese Mischung: Zuversicht plus Kühlschrank. Zuversicht plus Automobil. Und je turbulenter die Welt wird und je lautet die Apokalyptiker ihre Trommel schlagen, desto wichtiger wird diese unsichtbare Zutat. Zukunft ist mein anderes Wort für Zuversicht.
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